Freitag, 18. Oktober 2013

Auf nach Neuseeland!




Nach dem dreieinhalb Stunden Flug komme ich spät abends in Neuseeland (in der Maori-Sprache genannt "Aotearoa" - Land der langen weißen Wolke) an. Der Flieger landet in Christchurch. Gerade fühlt es sich echt komisch an, nicht mehr in Australien zu sein. Aber ich bin auch schon ziemlich gespannt darauf, was mich alles in Neuseeland erwartet. Vor allem freue ich mich auf SCHNEE! Es ist schließelich Ende Mai und der Winter hat hier gerade erst begonnen.

Erstmal steht mir jedoch noch eine Nacht auf dem Flughafen bevor. Mein Bus geht morgen  schon früh vom Flughafen Richtung Arthur's Pass, also wozu extra in ein Hostel? Schnell muss ich dann aber feststellen, dass hier am Flughafen Christchurch alles gegeben wird, um einem das Übernachten so unangenehm wie möglich zu machen. Schlafen ist nur aufrecht sitzend auf den ziemlich unbequemen Sitzbänken direkt neben der Ausgangstür gestattet. Schlafsack ist auch tabu. Brrrr...gut, dass ich mir noch ne dicke Winterjacke, Mütze und Handschuhe in Australien besorgt habe. Trotz der Ausrüstung: mir wird richtig kalt. Die Tür geht alle zwei Minuten auf. Der erste Härtetest im neuseeländischen Winter. An Schlafen ist irgendwann auch nicht mehr zu denken. Das einzige, was meine Laune aufrecht erhält ist, dass ich nicht die einzige bin. Neben mir frieren etwa zehn weitere Leute. Geteiltes Leid ist schließlich halbes Leid.

Fünf Stunden später ist es schließlich überstanden. Es ist 7:30 Uhr morgens und ich kann endlich in den mollig warmen Bus Richtung Arthur's Pass steigen. Die 30 Seelen Gemeinde liegt im Herzen der Südinsel, mitten in den Neuseeländischen Alpen. Hier werde ich mal wieder ein bisschen arbeiten. Diesmal bei Geoff und Renée, die ein kleines Bed & Breakfast führen.
Die Busfahrt geht recht unspektakulär los. Erstmal geht es durch die Canterbury Plains, einer flachen Ebene, die früher eigentlich mal ein riesiges Flussbett war. Dann schließlich kann man - noch aus ganz weiter Ferne - die ersten schneebedeckten Berge sehen, die in der frühen Morgensonne orange glühen. Einfach nur toll! Und die schreckliche Nacht ist jetzt schon wieder vergessen. Nach einiger Zeit erreichen wir dann endlich die Berge und ich klebe förmlich nur noch am Fenster. Toll, toll, toll! Das Orange des Schnees geht langsam in ein Gelb und schließlich in Weiß über. Es ist ein sonniger Tag mit strahlend blauem Himmel.

Die Aussicht ist einfach nur genial. Für diese Fotos muss ich noch nicht mal aus dem Bus steigen.

Wow!

Castle Hill


Nach zweieinhalb Stunden Busfahrt sind wir da. Geoff und Renée kommen erst später nach Hause, aber ich kann schon mal mein Gepäck in der Garage ablegen. Um 25 kg leichter mache ich mich auf zu einem schönen Winterspaziergang vorbei an Wasserfällen, reißenden Flüssen und Buchenwälder...und ertappe mich dabei, wie ich Weihnachtslieder vor mich hin summe.






Anschließend geht's zum Aufwärmen in den "Shop", der zentrale Punkt in Arthur Pass und gleichzeitig Hauptarbeitgeber dessen Einwohner und einiger Backpacker, die nur für kurze Zeit hier arbeiten. Hier gibt zwei Regale voll mit Lebensmitteln, ein paar Souvenirs und Postkarten sowie ein Café. Genug, um sich ein paar Stunden darin aufzuhalten. Schließlich bekomme ich die Nachricht, dass René zu Hause ist und so stapfe ich durch den Schnee zurück. Dort angekommen gibt es erstmal ein Tässchen guten englischen Tee. Renée scheint sehr nett zu sein und hat eine ziemlich ansteckende Lache, ich mag sie auf Anhieb. Danach führt sie mich im Haus rum. Das Haus ist klein, aber sehr gemütlich. Neben dem Wohn- und Esszimmer mit angeschlossener Küche gibt es noch drei weitere Zimmer, davon zwei für die B&B Gäste. Da jetzt im Winter aber kaum Gäste kommen, kann ich dort schlafen. Wie in Neuseeland typisch, gibt es keine Heizung. Einzig das Wohnzimmer wird durch einen Kamin geheizt. Aber, wer brauch schon ne Heizung im Zimmer, wenn man so eine coole Heizdecke auf der Matratze hat? Hier gibt es welche. Geile Erfindung!



Dann ist Abendessen angesagt. Allie, eine Freundin von Renée, kommt auch vorbei. Geoff kommt erst morgen zurück. Es gibt Roasted Chicken. Lecker. Dann noch ein Nachtisch: "Pavlova", ein typisches neuseeländisches Dessert mit Baiser, Sahne und Obst obendrauf. Die Neuseeländer und Australier streiten sich gerne darüber, wer denn nun wirklich Pavlova erfunden hat. Mir ist es egal. Hauptsache es schmeckt. Und das tut es. Ich bekomme langsam die Befürchtung, dass es mir hier zu viel zu gut schmecken wird.
Nach dem Essen wird noch ein bisschen gequatscht. Allie ist super nett, kommt eigentlich aus den USA, reist aber durch Neuseeland und arbeitet zur Zeit auch im Shop.
Und dann geht's eeeeeendlich ins Bett. Nach der ungemütlichen Nacht auf dem Flughafen nun schön auf der Heizdecke. Herrlich! Ich schlafe wie ein Baby.

Am nächsten Morgen gibt's - wie sollte es in einem Bed & Breakfast anders sein - erstmal ein ordentliches Frühstück. Und anders als bei den Leuten, bei denen ich vorher so war, sitzen alle gemütlich zusammen. Find ich gut!
Später am Tag kommt schließlich auch Geoff zurück. Er arbeitet für Greenpeace und war auf Geschäftsreise in Belgien. Auch er scheint echt okay zu sein.

Kleine Vorstellungsrunde: Geoff beim Verzehr eines "Diet Donuts"
Renée beim Verzehr eines nicht ganz kaloriefreien "Chelsea Buns"
Für's erste bleib ich erstmal zwei Wochen hier. Wer jetzt aber denkt, ich hätte den lieben langen Tag nur gegessen, liegt...nicht ganz verkehrt. Aber gearbeitet wird natürlich auch. Auf dem Plan stehen die unterschiedlichsten Sachen. Hühner füttern, handwerkliche Tätigkeiten, Kochen, Backen, Putzen usw. Also eigentlich all das, was ich sowieso gerne mache...also außer vielleicht Putzen. Zwischendurch kommen immer mal wieder andere Helfer für ein paar Tage. Dann werden zusammen Hagebutten für Sirup gesammelt, Feuerholz besorgt oder wir krabbeln unters Haus um Dämmung anzubringen.

Hagebutten sammeln...

...mit Aussicht!

 
Rosie und ich beim Backen.
Chelsea Buns. Mmmhhh!


Wahlweise auch original Hamburger Franzbrötchen

Ich hab wirklich nur zwei oder drei gegessen.

Delicious!

Die Zeit hier wird insgesamt ziemlich lustig. Geoff und Renée sind ziemlich cool. Neben der Zeit auf Kangaroo Island eine der besten auf meiner ganzen Reise. Mit anderen Leuten aus dem Dorf bzw. den Backpackern trifft man sich in der Sporthalle zum Netball spielen, im Pub oder zu Hause.

In der Backpacker-WG

Scharade in Zeiten von Tablet-PCs
Die Sporthalle ist eigentlich eine umgebaute Gradergarage
Tagsüber geht's bei gutem Wetter natürlich auch viel an die frische Luft und - soweit es der Schnee ermöglicht - rauf auf die Berge und nachts dann bei klirrender Kälte Sterne beobachten und auf Sternschnuppen warten.




Wanderung mit Geoff zum Mt. Temple

Devil's Punchbowl Wasserfall


Aussicht auf Arthur's Pass


Das "Southern Cross" links im Bild, etwa auf mittlerer Höhe (die vier hellen rautenförmig angeordneten Sterne)

Nach zwei Wochen muss ich mich dann schwerenherzens verabschieden. So schön es hier auch ist, ich will ja in meinen insgesamt sechs Wochen in Neuseeland etwas von der Insel sehen. Na ja, erstmal ist es ja nur ein Abschied für ein paar Wochen, denn ich lasse einen Großteil meiner Sachen bei Geoff und Renée. Ich habe mich mit Lisa aus Belgien und Diedrik aus Frankreich übers Internet verabredet, zusammen rumzureisen. Diedrik hat einen kleinen Van, so dass wir kein Auto mieten müssen. Da er aber erst ein paar Tage später kann, ziehen Lisa und ich erstmal per Anhalter los. Es geht Richtung Westen.



 

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